Qualifizierendes Schlüsselattribut

Jahrtausendealte Salzindustrie und nachgeordnete Wirtschaftszweige

7.500 Jahre Salz - Die älteste Industrielandschaft der Welt

Hallstatt war schon in der Urgeschichte Zentrum eines weitverzweigten Handels- und Vertriebsnetzes. Eine im 19. Jhdt. gefundene Hirschhornhaue belegt eine 7.500 jährige Tradition. 

Bergmännische Abbauspuren stammen aus der Zeit ab 1500 v. Chr. Die damaligen  Menschen bauten Salz arbeitsteilig und fast industriell ab. 2003 wurde eine mobile Stiege entdeckt, die auf um 1100 v. Chr. datiert wurde. Die „Nordgruppe“ wurde vermutlich durch einen Schuttstrom zerstört. 

Um 800 setzte der Bergbau der „Ostgruppe“ an anderer Stelle und mit neuer Technik  wieder ein. Davon stammt auch das reichhaltige Gräberfeld, weshalb diese Periode „Hallstattzeit“ genannt wurde. Vermutlich beendete diese Blütephase eine weitere Naturkatastrophe um 350 v. Chr. Aus der Römerzeit haben sich Funde im Bereich von Lahn in Hallstatt erhalten. 

Der mittelalterliche Bergbau begann 1311 mit der Gründung von „Hallstatt“ (= Salzstätte) durch die Habsburger. 

Die Nachfrage nach Salz stieg im 16. Jhdt. massiv an, das Holz wurde knapp, weshalb ein Teil der Hallstätter Sole mittels der Pipeline (Soleleitung) in die neue Ebenseer Saline geleitet wurde. 

1750 brannte der Markt Hallstatt ab, die Sudanlagen wurden neu im heutigen Ortsteil Lahn errichtet, wo sie bis zur Stilllegung der Saline und Abtragung der Gebäude in den 1960er Jahren beheimatet waren. 

Transport - Traunschiffer und Traunreiter 

Nach der Schiffbarmachung der Traun wurde der Großteil des Salzes auf bis zu 30 Meter langen Zillen verfrachtet. Jeden Morgen sammelten sich an der Steegklause die Salzschiffe und fuhren mit jeweils ca. 10 Tonnen Salz ab.  Sie wurden von Pferden in zwei Tagen wieder zurückgezogen („Gegentrieb“). 

Ohne Holz kein Salz – Holzknechte 

Im 17. Jhdt. verbrauchte alleine Hallstatt fast 40.000 Raummeter Holz. Im Wald waren doppelt so viele Personen beschäftigt, als bei der Saline selbst. Nachhaltiges und ressourcenschonendes Wirtschaften war unumgänglich. Die Stämme wurden entweder mit aufgestautem Wasser (Klausen) oder mit künstlichen Rinnen („Riesen“) ins Tal und zur Saline gebracht. 

 

(c) HDS Welterbe | Bernd Paulowitz Bergstation Seilbahn Salzwelten
(c) HDS Welterbe | Bernd Paulowitz

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Schauplätze bahnbrechender Forschung und Vermittlung

Forschung - Schauplatz bahnbrechender Forschung und Entwicklung

Die Welterberegion öffnete sich zugunsten der Salzgewinnung zuerst Geologen und Naturforschern. So explorierte man schon vor 1800 vergeblich Kohlelagerstätten, weil das Holz ständig knapp war. 

Die Industrielandschaft war eingebettet in eine atemberaubende Natur. So lobte Alexander von Humboldt 1797 begeistert: 

„Ich gestehe, dass ich in der Schweiz kein solchen .. Naturszenen kenne, als die oberösterreichischen..“

Geologen und Naturforscher

Für die Geologen ist diese Landschaft ein Fenster in längst vergangene Zeiträume. Das widerspiegelt sich in zahlreichen „klassischen Lokalitäten“ von Gesteinen des Erdaltertums (Haselgebirge) und besonders des Erdmittelalters. So wurden Begriffe wie z. B. Dachsteinkalk, Hierlatzkalk, oder Gosau-Schichten geprägt. Hier kommen im Hallstätter Kalk die weltweit reichsten Ammoniten-Formen der Trias-Zeit vor.

Die geologische Erschließung des Dachstein-Gebietes begann mit Friedrich Simony (1813-1896). Sein Meisterwerk „Das Dachsteingebirge“ (1889-1895) weckte höchstes Interesse. Seit 2007 wird deshalb alljährlich der „Friedrich-Simony-Welterbepreis“ verliehen.

Immer wieder finden in der Region geologische Kongresse statt und Teile der geologischen Schichten sind wissenschaftliche Referenzpunkte („Golden Spike“).

Diese Bedeutung gilt auch für die Archäologie. Der 1734 im Bergwerk gefundene „Mann im Salz“ wäre bestimmt vergleichbar mit der Entdeckung „Ötzis“ 1991, damals erkannte jedoch niemand den Wert dieses Fundes, und er ging der Nachwelt verloren.

Johann Georg Ramsauer

Johann Georg Ramsauer (1795-1874) gilt als  Entdecker des Gräberfeldes,  nachdem ihn 1846 Arbeiter nach Schottergrabungen auf die Funde hinwiesen. Bis 1863 konnte er so etwa 1000 Gräber nachweisen.

1874 schlug der schwedische Prähistoriker Hans Hildebrand vor, die Epoche ca. 800 bis 400 vor Chr. „Hallstattzeit“ zu nennen. 

Für die heutige Archäologie sind die Erhaltungsbedingungen im Bergwerk optimal, sie erlauben Rückschlüsse auf Ernährung und Kleidung, die sonst überall vergangen sind. 

Schon im 19. Jhdt. übernahm das Naturhistorische Museum in Wien zahlreiche Funde und ist noch heute federführend tätig. 

Fundpräsentation durch NHM
HDS, Bernd Paulowitz, 2023

Im Rahmen von Archäologie am Berg (jährlich im September) präsentieren Expert*innen aktuelle Forschungsergebnisse.  

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Baukulturelles Erbe im alpinen Raum von hoher Signifikanz

Baukultur - Baukulturelles Erbe von hoher Signifikanz

Im Salzkammergut überwog der Zweckbau. Für die Saline war es wichtig, den Rohstoff Holz möglichst zu schonen, Neubauten wurden nur widerstrebend bewilligt. Die Reformationslibelle von 1524 und 1563 waren die ersten Bauordnungen. Um 1800 wurden vom Salzoberamt drei „Bau-Classen“ für Häuser festgelegt, die heute vielfach noch die Ortsbilder prägen. 

Hallstatt - das Zentrum des Salzkammerguts

Der Ortskern von Hallstatt (heute Marktplatz) wurde für die Belange der Salzerzeugung eingerichtet.  In Hallstatt entstand mit dem Wohlstand ein urbaner Eindruck. Nach dem Brand von 1750 wanderte die Produktion und Verwaltung in den Ortsteil Lahn. So erhielten der so genannte Untere und Obere Marktplatz ihre charakteristische Ensemble-Form. Außerdem war es ab dann verboten, Holz im Ort zu lagern, weshalb typische Holzhütten entlang des Seeufers notwendig waren, wo die Bewohner von ihren Schiffhütten mit den Zillen (so genannte „Fuhr“) das Brennmaterial holten. Noch heute ist das Amtsgebäude der Salinenverwaltung neben der Kalvarienbergkapelle oder das Salinenspital (Beim Zugang zur Standseilbahn) aus dieser Periode zu finden. Im Unterschied dazu fielen das Sudhaus und andere Produktionsstätten in den 1960er Jahren der Spitzhacke zum Opfer und machten der HTBLA Hallstatt Platz, wo unter anderem Boots- und Musikinstrumentenbau gelehrt wird. 

Die Funktion bestimmt die Form

Fürstliche Prachtbauten hingegen sucht man vergeblich, dem Adel war die Ansiedlung verboten, man wollte die empfindlichen Wälder nicht für Lustjagden vergeuden. Auch die Habsburger selbst ließen nur Nutzbauten errichten. 

Im 19. Jhdt änderte sich dies. Die Sudhäuser hatten, neben der Funktionalität, gewisse ästhetische Elemente. 

Dies gilt auch für viele Sommer Kurgäste . Sie ließen sich herrschaftliche oder großbürgerliche Villen errichten. Diese „Schweizerhäuser“ entwickelten sich über einen „Ischler Stil“ bis zur standesgemäßen „Salzkammergut-Villa“ mit  viel Holzverzierung, Veranda, Balkon oder Salettl. 
 

baukultureller Nukleus - Martkplatz Hallstatt
HDS, Bernd Paulowitz, 2023

Qualifizierendes Schlüsselattribut

Ideale Miniatur der gesamten Alpen, Naturräumlich und der in gewachsenen Kulturlandschaft

Alpines Idealbild - Ideale Miniatur der gesamten Alpen in Natur und Kultur

Das Salzkammergut – und damit die Welterberegion - war schon in der touristischen Frühzeit unter „österreichischer Schweiz“ bekannt. Diese Bezeichnung taucht erstmals 1811 auf. Der Vergleich mit der Schweiz sollte die Bedeutung als Inbegriff einer alpinen Naturlandschaft unterstreichen. Die jahrhundertelange industrielle Salzerzeugung bettete sich harmonisch in die atemberaubende Landschaft ein. 

Gletscher formten die Landschaft

Diese ausgewogene Wechselwirkung der Welterberegion zwischen Bergen, Seen und Wäldern ist der Eiszeit zu verdanken, der Dachsteingletscher formte das breite Tal, das Schmelzwasser sammelte sich im Becken des Hallstättersees. Belege der letzten Eiszeit finden sich zum Beispiel im 1926 erschlossenen und 1991 neu eingerichteten Gletschergarten im Hallstätter Echerntal, wo die Kraft des Wassers Gletschermühlen formte. Auch der malerische Gosausee am Fuße der  spektakulären Spitzen des Gosaukamms ist ein Relikt des letzten großen Vorstoßes der Dachsteingletscher.

Bergparadies Dachstein

Das Dachsteinplateau mit seinen Gletschern – um 1800 „Schneegebirg“  genannt – war schon zur Römerzeit almwirtschaftlich genutzt, sonst wagten sich aber nur Schmuggler oder Wilderer auf die weiten Karstflächen. 

Im September 1810 kam Erzherzog Ludwig – der Bruder Kaiser Franz I. – nach Hallstatt und unternahm von hier aus einige Bergtouren. 1812 erreichte Erzherzog Karl das Gletschervorfeld, seither heißt der Hallstätter Gletscher auch „Karls Eisfeld“. Erst 1832 bestieg Peter Gappmayr aus Filzmoos über den Gosaugletscher den Gipfel. 

Im September 1843 führte dann Johann Wallner aus Hallstatt Friedrich Simony zur Spitze, jenen Mann, mit dem der Dachstein seinen glühendsten Anhänger und eifrigsten Erforscher fand. 

Die  Wälder der Region sind keine „Urwälder“ sondern reine Nutz- und Wirtschaftsforste, die in einem jahrhundertelangen Prozess aus Abholzung und Wiederaufforstungen entstanden. Diese war nötig, um langfristig den Betrieb abzusichern. Allerdings konnten diese Jungwälder erst die Enkel oder Urenkel nützen. Lange bevor „Nachhaltigkeit“ im 18. Jhdt. als Begriff aufkam, wurde er hier schon betrieben, quasi „erfunden“.

Exceptional Natural Landscape
HDS, Bernd Paulowitz, 2024

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Landschaft mit hoher Dramatik und künstlerischer Inspirationskraft

Inspiration - Landschaft mit hoher Dramatik und künstlerischer Inspirationskraft

Das Salzkammergut und insbesondere die Welterberegion wurden zum Inbegriff der Biedermeier-Malerei. In den frühen 1820er Jahren erschienen bereits Gemälde von Jakob Alt und Thomas Ender, vornehmlich mit Ischler und Hallstätter Motiven. Nach 1840 gab es in Wien praktisch keine Ausstellung mehr ohne Dachstein, Gosausee oder Waldbachstrub. 

Maler und Literaten

An die malerische Entdeckung schloss sich die literarische Eroberung an, wo Schriftsteller Schauplätze für ihre Handlungen suchten und Motive für ihre Erzählungen fanden. Dieser Gruppe gehörte z. B. Adalbert Stifter an. Nicht weniger als neun seiner Werke erinnern an das Salzkammergut. Das bekannteste Denkmal ist der „Bergkristall“, den Stifter nach seinem Besuch bei dem berühmten Forscher Friedrich Simony in Hallstatt 1845 schuf. 

Kurz vor 1900 zog es die Impressionisten in die Welterberegion. Der „Mühlenmaler“ Emil Jakob Schindler und sein Kreis fanden stimmungsvolle Arrangements von alten Gebäuden und hohen Wiesen. 1898 hielt sich auch Gustav Klimt einen Sommer in St. Agatha in Goisern auf. 

Handwerkskunst

Neben dem dominierenden Wirtschaftsfaktor Salz durch die Saline gab es nur wenige Erwerbszweige, die es zur Blüte bringen konnten. Aus der handwerklich geprägten Salzwirtschaft entwickelten sich spezifische Gewerbe.

Um 1735 begannen drei Familien in Goisern mit dem Geigenbau im Salzkammergut. Die Gandl, Kefer und Peer übten dieses Handwerk über mehrere Generationen von Ischl bis Aussee aus. Die Prosperität des Gewerbes dauerte ca. bis 1780.

Im benachbarten Gosau fertigte der Holzknecht Michael Laserer (1724-1797) erstmals um 1770 Holzräderuhren, die als „Holzhacker-Uhren“ Verbreitung fanden. Sein Sohn Josef (1774-1860) dürfte dies bis in die 1820er/1830 Jahre weiterbetrieben haben. 

Im ausgehenden 19. Jhdt. trat der „Goiserer Schuh“ seinen Siegeszug an, ein zwiegenähter Schuh mit Eisenbeschlägen, ideal nicht nur zur schweren Arbeit der Holzknechte, sondern auch für Bergtouren und Jagdausflüge. Als Kaiser und Kaiserin Kunde wurden, wurde der Schuh in adeligen Kreisen Mode und der „Goiserer“ zur Marke. 

Waldmüller Dachstein